Pistentiger

Gedenkreigen für einen Skipionier

Ein Marterl am Schattberg für Franz Reisch © Skiing Penguin

Anlässlich des 100. Todestages des Skipioniers und Vordenkers Franz Reisch erinnert seine Heimatstadt Kitzbühel an zwei neuen Plätzen an einen der größten Söhne ihrer Stadt. Servus TV widmet ihm am 24. Jänner eine Dokumentation, die bei ihrer Kinopremiere in der Gamsstadt große Begeisterung auslöste. 

Intime Rahmen und Kitzbühel gehen für gewöhnlich nicht Hand in Hand. Am 100. Todestag von einem der größten Söhne der Stadt (wenngleich er Kufsteiner war), entschied man sich aber konsequent für Bescheidenheit – mit Stil. Es war der 6. Jänner 1920, als Skipionier und Visionär Franz Reisch bei der Abfahrt vom Hahnenkamm im Alter von nur 56 Jahren kurz vor dem Ziel an Herzversagen verstarb. Exakt 100 Jahre später gedachte das offizielle Kitzbühel dem Wegbereiter des Wintertourismus an drei Plätzen: vor dem Rathaus, an der Hornbahn sowie an seinem Sterbeort auf dem Schattberg.

Begonnen hat der Gedenkreigen am Eingang zum Kitzbüheler Rathaus, am Denkmal von Franz Reisch. Die herrschende Stille war nicht nur der Veranstaltung angemessen, sie lag auch an der Tageszeit: Viel ruhiger als an einem Feiertag um 8.30 Uhr ist es in der Innenstadt höchstens mitten in der Nacht. Neben Bürgermeister Klaus Winkler, Skiclub-Präsident Michael Huber, Bergbahn-Boss Sepp Burger und Tourismuspräsidentin sowie Ur-Enkelin Signe Reisch erhob auch Franz Reischs Enkel Klaus Reisch das Wort: „Als ältester noch lebender Nachkomme bin ich sehr dankbar, ihm zu diesem Anlass gedenken zu können. Ich habe meinen Großvater zwar nie kennengelernt, trotzdem hat er mich sehr geprägt”, sagte der 91-Jährige. 

Klaus Reisch, der Enkel von Franz Reisch, neben Kitzbühels Bürgermeister Klaus Winkler © Skiing Penguin
Klaus Reisch, der Enkel von Franz Reisch, neben Kitzbühels Bürgermeister Klaus Winkler © Skiing Penguin

Vom Rathaus ging es zur Talstation der Hornbahn, die auf den eigentlichen Hausberg, das Kitzbüheler Horn führt. Von dort gelang Franz Reisch im Jahr 1893 die erste Talabfahrt auf Ski. Ein Moment, der so etwas wie der Startschuss für den Wintertourismus in Kitzbühel war. Der Rahmen war diesmal etwas lebhafter, nicht nur aufgrund der aufspielenden Musikanten, sondern vor allem wegen der Skifahrer, die sich auf den Weg zur Gondel machten. Seit heute führt selbiger Weg an einer Tafel vorbei, mit folgendem Wortlaut: „Skipionier Franz Reisch wagte am 15. März 1893 die 1. Skiabfahrt in Kitzbühel.“

Enthüllung der neuen Gedenktafel an der Talstation der Hornbahn © Skiing Penguin
Enthüllung der neuen Gedenktafel an der Talstation der Hornbahn © Skiing Penguin

Der schrecklich-schönste Gedenkort war der dritte, jene Stelle, an der Franz Reisch am 6. Jänner 1920 beim Skifahren verstorben ist. Sie befindet sich etwas oberhalb der Schattberg-Sprungschanze und ist von den Gondeln der Hahnenkammbahn aus gut erkennbar. Vor allem seit heute, denn es wurde ebendort ein Marterl enthüllt. „Ein Visionär ist jemand, der vorausdenkt – oft auch unbedankt“, sagte Ur-Enkelin Signe Reisch. 100 Jahre nach dem Tod von Franz Reisch zogen die Stadtväter und -Mütter sowie die anwesenden Angehörigen respektvoll und dankbar ihren Hut.

Noch etwas lauter als an der Hornbahn, wurde es am Montagnachmittag, als sich rund 100 Gäste in Kitzbühels Kino einfanden, wo eine neue „Heimatleuchten“-Dokumentation ihre Uraufführung feiert. Darin zeichnet Regisseur Sascha Köllnreitner nicht nur den Werdegang von Franz Reisch nach, sondern widmet sich im letzten Viertel der 45 Minuten auch der Entstehungsgeschichte des Hahnenkammrennens (Details lest ihr hier). Obwohl oder gerade weil die Hälfte des Publikums aus Nachfahren des Protagonisten bestand, stieß die Präsentation auf große Begeisterung und auch der für gewöhnlich sehr kritische Präsident des Kitzbüheler Skiclubs Michael Huber gestand: „Ich hätte nie gedacht, dass man Franz Reischs Geschichte in so kurzer Zeit erzählen kann, aber dieser gelungenen Dokumentation fehlt einfach nichts.“  Auf Servus TV läuft die Doku am 24. Jänner, der Freitag in der Hahnenkammwoche. Auch dieses Datum ist nicht zufällig gewählt, denn Franz Reisch war auch Wegbereiter der Hahnenkammrennen. Den Grundstein dafür legte er bereits 1913. Wer lieber liest, als schaut: Anke Reisch, ebenfalls eine Ur-Enkelin, verfasste 2019 das Buch „Franz Reisch – Die Legende von Kitzbühel“. Ein Interview mit der Autorin findet ihr hier