Neu Ski Trips

Die Lehren von KitzSki und ein erregter Alpindirektor

Vor der Pressekonferenz in der Allianz Arena © KitzSki/Thomas Liner
Vor der Pressekonferenz in der Allianz Arena © KitzSki/Thomas Liner

In München stellte die Bergbahn Kitzbühel die Neuerungen für die Wintersaison vor, die am 11. November auf dem Resterkogel startet. Den Termin in der Allianz Arena nützte auch Wolfgang Maier, Alpindirektor des Deutschen Skiverbandes, für eine Abrechnung mit den Kritikern am Skisport. 

Es gab eine Zeit, da galt bei der Bergbahn AG Kitzbühel aka KitzSki das Motto „Die Ersten am Berg“. So lange liegt das auch gar nicht zurück. Im Jahr 2019 etwa erfolgte der Start in die Wintersaison mitten im Herbst am 19. Oktober, bei 12 Grad auf einem weißen Band aus konserviertem Schnee aus der Vorsaison. Profiteams, Vereine und Ski-Aficionados nahmen das Angebot begeistert und dankbar an. Nirgendwo sonst in Österreich und Deutschland konnte man zu dieser Zeit trainieren, ohne auf einen Gletscher fahren zu müssen. Das mediale Echo war jedoch Jahr für Jahr verheerend – im gesamten deutschen Sprachraum und manchmal darüber hinaus.

Eine Pandemie und unzählige (substanzielle wie unreflektierte) Klimadebatten später hat KitzSki inzwischen viele Schlüsse gezogen und diese am 9. November in Münchens Allianz Arena präsentiert, wobei die Örtlichkeit – so beeindruckend sie auch sein mag – gar nicht so besonders ist. Ein Großteil der Wintersportler in Kitzbühel stammt aus (Süd-)Deutschland, weshalb eine Pressekonferenz direkt in einem der Hauptmärkte zielführender scheint als zu Hause in Tirol (wo zudem die Medienlandschaft noch kleiner ist als das Land selbst).

Eröffnet wird die Wintersaison am Samstag, dem 11. November, wie immer auf der Resterhöhe mit zwei Pisten. Gefahren wird zwar – wie in den letzten Jahren auch – auf Altschnee aus dem übersommerten Schneedepot, aber KitzSki wartet mittlerweile den natürlichen Einschneizeitraum ab. Das heißt: Die Saisoneröffnung wird es wohl auch in Zukunft immer erst dann geben, wenn sich die Temperaturen nach Winter anfühlen. Heuer ist auf der Resterhöhe neben dem konservierten Schnee aus der Vorsaison aber auch bereits Neuschnee vorhanden. 120 Trainingseinheiten von nationalen wie internationalen Skiclubs und Nationalteams sind bislang gebucht. Die Skisaison auf dem Hahnenkamm soll (bei entsprechender Schneelage) am 25. November starten oder erst am 1. Dezember, auf dem Kitzbüheler Horn soll es am 8. Dezember losgehen.

Zwei Lifte für 23 Millionen Euro

Besonders stolz sind die Verantwortlichen von KitzSki auf die beiden neuen 6er-Sesselbahnen Gauxjoch und Trattenbach, die innerhalb von sechs Monaten errichtet wurden und einen Schlepper und einen 3er-Sessellift ersetzen. Investitionsvolumen: 23 Millionen Euro.  Bei den zwei neuen Sesselbahnen setzt die Bergbahn neuerlich auf das Unternehmen Leitner. Gauxjoch und Trattenbach sind Lifte Nr. 19 und Nr. 20, die die Südtiroler in ununterbrochener Reihenfolge in Kitzbühel errichtet haben. Für Martin Leitner ist ein Skitag in Kitzbühel inzwischen so, als befände er sich „auf einem großen Messestand“.

Bei den neuen 6er-Sesselbahnen kommt erstmals in Österreich der sogenannte EcoDrive zum Einsatz, eine automatisch adaptive Geschwindigkeitskontrolle für Seilbahnen. Dabei erfasst ein Kamerasystem die Anzahl der wartenden Gäste und reguliert auf dieser Basis die Geschwindigkeit der Bahnen. So können bis zu 20 Prozent Energie eingespart werden. Darüber hinaus wurden die Stationen mit einer Photovoltaikanlage überdacht. Eine weitere Innovation ist das Intelligent Heat Detector-System, das von KitzSki-Mitarbeitern entwickelt und von Leitner umgesetzt wurde. Anhand eines Wärmesensors sowie über die Auslastung an den Zutrittsschranken kann das IHD-System die Sitzheizung automatisiert regeln und trägt so zur Einsparung von Energie und zur nachhaltigen Nutzung der Sitzheizung bei.

Um die umweltfreundliche Alternative zur Anreise mit dem Auto weiter zu fördern, setzt KitzSki weiterhin auf Kooperationen mit Reiseunternehmen und der Bahn. Etwa mit dem KitzSkiXpress, der ab 25. November täglich mit einem Doppeldecker um 6.45 Uhr von München (über Holzkirchen und Rosenheim) nach Kitzbühel fährt (und ab heuer auch zum Kitzbüheler Horn). Gemeinsam mit der ÖBB und der Deutschen Bahn bietet KitzSki neben der Anreise mit dem Zug aus Norddeutschland auch ein Kombiticket mit der Bahn aus Ostösterreich an.

Deutliche Worte

45 Minuten sprachen KitzSki-Vorstandsvorsitzender Anton Bodner, Vorstand Christian Wörister und Leiter-Chef Martin Leiter zu den anwesenden rund 30 Journalisten. Dann ergriff der vierte Anwesende auf der Bühne der Allianz Arena das Wort und man hatte das Gefühl, da redet sich nun jemand etwas von der Seele – ohne Skript, dafür mit viel Emotion: „Es ist schon beachtlich, was der Mensch verändern kann, wenn er zur Veränderung gezwungen ist“, reflektierte Wolfgang Maier, der Alpindirekter des Deutschen Skiverbandes (DSV), über seine Vorredner und zeigte sich angetan von „Fortschritt und Innovation“, vor allem „im Vergleich zu der Welt, aus der ich komme“.

Wolfgang Maier schwärmt zwar für den wunderschönen Sport zwischen reiner Bewegung an frischer Luft und High Performance im Weltcup, aber andererseits werde der Skisport in letzter Zeit „in eine richtig heftige Ecke gestellt, aus der ich die Brücken heraus nicht mehr finde“, ärgert sich der Alpindirektor: „In Bayern etwa heißt es von Seiten eines Umweltverbandes: ,Ein Schneedepot ist so, als würde man Champagner in einen Gully schütten.‘ Das ist unhaltbar und nicht fundiert. Wer so etwas behauptet, hat noch nie ein Schneedepot aus der Nähe gesehen“, findet Wolfgang Maier und stößt sich auch an den Vorwürfen, der Skisport würde Natur „vernichten“ und zu viele Ressourcen „verbrauchen“.

DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier © Skiing Penguin
DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier © Skiing Penguin

Dem DSV gehe es nicht darum, neue Skigebiete zu erschließen, „sondern, uns geht es darum, dass unsere Kinder gerne Ski fahren – und das zeitgerecht. Und wenn die Resterhöhe am Samstag aufsperrt, dann ist das eine Lösung. Eine Lösung dafür, wie wir unsere Kinder in den Schnee bringen“, stellt Wolfgang Maier klar. Er würde sich wünschen, dass die Gesellschaft generell wieder mehr das Verbindende suchen würde als Trennende: „Mein Plädoyer an die Menschen: Öffnet eure Horizonte, vorverurteilt nicht und hört einander zu.“

Wolfgang Maier ist sicher: „Wir werden auch noch in zehn Jahren Ski fahren und es ist nicht alles schlecht. Sonst würde die Bergbahn Kitzbühel nicht schon 10.000 Saisonkarten verkauft haben. Und außerdem: Ich glaube nicht, dass Schneeschuhwandern die Zukunft ist. Weil es saulangweilig ist“, sprachs, stand auf und verließ die Bühne, da er sich auf dem Weg zum Weltcup nach Zermatt machen musste. Seine offenen Worte waren fast so überraschend, wie der anschließende Applaus eines Großteils der Journalisten.