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Zwei neue Lifte an Kitzbühels Achillesferse

Die neue Talstation Trattenbach © KitzSki
Die neue Talstation Trattenbach © KitzSki

Für 23 Millionen Euro erneuert die Bergbahn AG Kitzbühel die 37 Jahre alten Lifte Trattenbach und Gauxjoch. Der Zeitplan ist eng und muss eingehalten werden, denn dieser Abschnitt verbindet Jochberg mit dem Pass Thurn. Im Zuge der Präsentation wurde auch das Thema Windkraft angeschnitten.  

Nostalgiker und Ski-Romantiker werden enttäuscht sein, denn die Bergbahn Kitzbühel ersetzt in den nächsten Monaten nicht nur den 37 Jahre alten Trattenbach-Sessellift, sondern mit Gauxjoch in unmittelbarer Nähe auch einen der letzten Schlepper im Skigebiet. Wer nicht gerne in Erinnerungen an früher schwelgt, dem wird vor allem der Abschied vom ebenfalls 37 Jahre alten Doppelbügel nicht schwerfallen. Besonders für ungeübte Skifahrer wurde die 1,3 Kilometer lange (Berg- und Tal-) Fahrt mit dem Schlepper oft zum unfreiwilligen Abenteuer. Beim Trattenbach-Lift wird unterdessen wohl kaum jemand den unsanften Erstkontakt zwischen Sessel und Kniekehlen vermissen.

Ersetzt werden beide durch jeweils eine 6er-Sesselbahn aus dem Hause Leitner. Während Tal- und Bergstation sowie Trassenführung beim neuen Trattenbach-Lift fast unverändert bleiben (allerdings acht statt 13 Stützen), bekommt der Bereich Gauxjoch ein neues Erscheinungsbild: Die Talstation wandert 70 Meter, die neue Bergstation 170 Meter nach Norden – beides soll die Windanfälligkeit reduzieren.

1,3 Kilometer lang fährt der Gauxjoch-Schlepper. Noch. Die neue Trasse wandert nach links © alpinguin
1,3 Kilometer lang fährt der Gauxjoch-Schlepper. Noch. Die neue Trasse wandert nach links © alpinguin

Auf 23 Millionen Euro belaufen sich die Kosten für die Bergbahn Kitzbühel und natürlich hätte man laut Vorstandsvorsitzenden Anton Bodner „auch einen Lift um elf Millionen bauen können und im Jahr darauf dann den nächsten. Aber die Lifte liegen in unmittelbarer Nähe und so können wir Synergien beim Bau optimal nutzen.“

Die gesamte Bauzeit soll nur etwa sechs Monate betragen. Los geht es spätestens Ende Mai, die Inbetriebnahme ist im Dezember geplant. Die beiden Lifte sind für Christian Wörister, den Bergbahn-Vorstand, auch eine Art „Achillesferse“, verbinden sie doch Kitzbühel bzw. Jochberg mit dem Pass Thurn. Der Zeitdruck ist für die Verantwortlichen dennoch nicht höher als bei ähnlichen Projekten der letzten Jahre: „Bei solchen Verbindungen überlassen wir nichts dem Zufall und unser Bauzeitplan hat eine Woche Reserve. Wir werden das schaffen und das haben wir schon öfter bewiesen“, ist Florian Wörgetter, technischer Leiter bei der Bergbahn, zuversichtlich.

Für das Südtiroler Unternehmen Leitner sind Trattenbach und Gauxjoch die 19. und 20. Anlage in Kitzbühel – in Folge. „Es wurde der Bestbieter“, betont Anton Bodner. „Das Gesamtpaket und alle Unterpunkte wurden von der Firma Leitner in einem Maße erfüllt, wie wir es bei anderen Anbietern nicht vorgefunden haben.“ Martin Leitner, extra aus Sterzing angereister Vorstand, verwies nicht nur auf die gute Zusammenarbeit mit der Bergbahn Kitzbühel, sondern auch auf die Nachhaltigkeit der Anlagen: So könne u.a. etwa das Tempo der Anlagen dank eines Kamerasystems, das die wartenden Gäste erfasst, individuell reguliert werden. Energie-Einsparungspotenzial: bis zu 20 Prozent. Außerdem werde die Stationsüberdachung mit einer Photovoltaik-Anlage versehen, womit ein Teil des Stroms ökologisch produziert wird.

Wie der Gauxjoch-Schlepper Baujahr 1986: Der 3er-Sessellift Trattenbach © alpinguin
Wie der Gauxjoch-Schlepper Baujahr 1986: Der 3er-Sessellift Trattenbach © alpinguin

Speicherteiche als Pumpspeicherkraftwerke zu nützen, sei laut Anton Bodner derzeit „kein Thema“ und bei der Frage nach Windkraft, antwortet Kitzbühels Bürgermeister und Bergbahn-Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Winkler: „Die Windkraft hat bei uns in den Bergen nichts verloren. Ich lehne das ab“, sagt der Politiker unmissverständlich. „Denn wo fängt man an und wo hört man auf“, fragt sich Klaus Winkler und zeichnet folgendes Gedankenbild: „Angenommen am Kitzbüheler Horn steht ein Windkraftrad und der Wind bläst von den Steinbergen zügig herüber. Dann baut man noch eines am Hochetz, dann eines am Stuckkogel usw. Man stelle sich vor, was das für einen Einfluss auf das Gesamtbild hätte.“ Windkraft, „so notwendig und wichtig sie ist“, sei für Klaus Winkler nur in Tallagen etablierbar.

So ersetzt man unterdessen zwei in die Jahre gekommene Liftanlagen und wer den Bauarbeiten folgen möchte, für den hat die Bergbahn am Mittwoch ein digitales Tagebuch begonnen.