Pistentiger

Olympia für Hobbysportler in Tirol

Die Skirennen steigen am Patscherkofel © Lois Spandl

Tirol ist ab 10. Jänner Gastgeber der Winter World Masters Games, dem weltweit größten Wintersportfestival für alle über 30 Jahre. Nur Profis sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Insgesamt kämpfen 3200 Sportler um Medaillen in zwölf Disziplinen, der älteste ist 87 Jahre alt. Skigefahren wird am Patscherkofel, Curler und Skispringer kämpfen in Kitzbühel um den Sieg. 

Olympische Winterspiele wird Tirol in absehbarer Zeit keine ausrichten. Erst vor zwei Jahren stimmten 53,4 Prozent der Bevölkerung gegen eine Bewerbung für die Spiele 2026. Was in Tirol aber auch ohne Volksbefragung stattfinden wird, sind die Winter World Masters Games 2020. Und das, obwohl mit rund 3200 Sportlern mehr Athleten daran teilnehmen werden, als etwa bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang. Hätte man die Tiroler allerdings neuerlich nach ihrer Meinung zu dem kaum bekannten Großereignis befragt, die Zustimmung wäre wohl sehr groß gewesen. So lauten etwa zwei Prämissen der Veranstalter: „Wir greifen nur auf bestehende Infrastruktur zurück und errichten nichts neu“, sagt Event-Direktor Florian Kotlaba.

Doch was sind die Winter World Masters Games, die größte Multisportveranstaltung, die es – gemessen an den Teilnehmern – im Winter jemals gegeben hat? Die WWMG sind das weltweit größte Wintersportfestival für alle Hobbyathleten über 30 Jahre: „Jeder soll mitmachen und jeder kann dabei sein. Wenn ich in meiner Sportart sicher bin und das Mindestalter habe, erfülle ich alle Voraussetzungen“, sagt Floria Kotlaba. Medaillen werden in zwölf Disziplinen vergeben – von Ski Alpin über Langlaufen, Biathlon und Skispringen bis hin zu Eiskunstlauf, Eishockey und Curling. Zwischen 10. und 19. Jänner finden die WWMG in (der Host City) Innsbruck und den Partnerorten Seefeld, Kitzbühel, Telfs und Götzens statt. Die Premiere der WWMG stieg übrigens 2010 im slowenischen Bled, 2015 war Québec der Ausrichter. Das Sommer-Pendant gibt es bereits seit 1985 und für die nächsten Summer Games in Japan gibt es bereits 50.000 (!) Anmeldungen. 

600 Anmeldungen gibt es für Eiskunstlauf. Gelaufen wird in Innsbrucks Olympia World © Richard Beale
600 Anmeldungen gibt es für Eiskunstlauf. Gelaufen wird in Innsbrucks Olympia World © Richard Beale

Zurück zu den WWMG in Innsbruck: Im Bereich Ski Alpin, ausgetragen auf dem Patscherkofel, gibt es etwa die Disziplinen Slalom, Riesentorlauf und Super-G. Chancen zu gewinnen haben alle Teilnehmer, denn die unterschiedlichen Altersklassen sind engmaschig: So gibt es im Skisport insgesamt 13 Klassen. Das heißt, alle im Alter zwischen 30 und 34 fahren gegeneinander, alle zwischen 35 und 39, aber ebenso alle zwischen 90 und 94.

Die WWMG sind vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannt und der olympische Gedanke soll in den neun Tagen stets spürbar sein. Allerdings gibt es riesige Unterschiede zu Olympischen Spielen: Profis sind nicht zugelassen und jeder kämpft für sich selbst. Es gibt keine Nationen, keine Flaggen und keine Hymnen. Auch die Teams beim Eishockey und Curling können kunterbunt zusammengewürfelt sein und treten für kein Land an. Außerdem bezahlt bei den WWMG jeder Teilnehmer sein Startgeld, Anreise und Unterkunft sowie die Verpflegung selbst. Der Wirtschaftsfaktor für Innsbruck, Seefeld, Kitzbühel, Telfs und Götzens ist nicht zu unterschätzen, denn im Schnitt bleiben die Sportler sechs Tage. 

Über 90 Prozent der Sportarten sind bereits ausgebucht. Die größte Nachfrage gab es bei Ski Alpin (720 Teilnehmer) gefolgt von Eiskunstlaufen (600) und Langlaufen (500). „Wir hätten auch 1000 Eiskunstläuferinnen aufnehmen können, aber das wäre sich logistisch nicht mehr ausgegangen“, erzählt Florian Kotlaba. Somit wird in Innsbrucks Olympia World sieben Tage lang zwischen 6 und 22 Uhr über das Eis getanzt. 

Michael Huber (Präsident Kitzbüheler Ski Club), Signe Reisch (Präsidentin Kitzbühel Tourismus), Veronika Huber (Präsidentin Kitzbüheler Curling Club) und Florian Kotlaba, Event Direktor WWMG 2020 © Skiing Penguin
Michael Huber (Präsident Kitzbüheler Ski Club), Signe Reisch (Präsidentin Kitzbühel Tourismus), Veronika Huber (Präsidentin Kitzbüheler Curling Club) und Florian Kotlaba, Event Direktor WWMG 2020 © Skiing Penguin

Während die Alpinen auf dem Patscherkofel um Sekunden kämpfen und die Nordischen (großteils) in Seefeld, gastieren die Curler und Skispringer (über die 45-Meter-Schanze) in Kitzbühel. Die Gamsstadt ist seit jeher Österreichs Curling-Hochburg und hier befinden sich auch die einzigen Curling-Bahnen des Landes. Für die WWMG wird allerdings das Eis der Eishalle adaptiert, um den 34 Teams Platz zu bieten. Curling wird in Kitzbühel seit 1908 gespielt, Ski gesprungen wird bereits seit 1905. „Ich bin schon sehr stolz, das muss ich ehrlich sagen“, freut sich Michael Huber, Präsident des Kitzbüheler Ski Clubs. „Ich finde die Idee der Winter World Masters Games echt cool und das ist etwas, das wir hier in Kitzbühel noch nie gehabt haben.“

Sportler aus 56 Nationen reisen im Jänner zu den WWMG nach Tirol an. 50 Prozent kommen aus Europa, 25 Prozent aus Nordamerika und der Rest vom Rest der Welt. Olympisches Dorf wird es zwar keines geben, aber das sogenannte Masters Village befindet sich in der Innsbrucker Maria-Theresien-Straße: „Hier werden jeden Abend Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden, wie zum Beispiel ein Walzer-Workshop oder ein Tiroler Abend“, sagt Florian Kotlaba. Oldie der WWMG 2020 ist übrigens ein 87-jähriger Kärntner. Er stellt sich den Skirennen auf dem Patscherkofel.

Das Budget der WWMG liegt bei drei Millionen Euro und organisiert wird das Event 2020 von der innsbruck-tirol sports GmbH. Vereinzelt kann man sich noch für ein paar wenige Sportarten anmelden (z.B. Damen-Skispringen), gesucht werden noch freiwillige Helfer: „Besonders Leute, die gut auf Ski sind“, ergänzt Florian Kotlaba. Detaillierte Infos zu den WWMG findet ihr in den FAQs unter diesem Link.

34 Teams werden ab 12. Jänner im Kitzbüheler Sportpark curlen © Florian Kotlaba
34 Teams werden ab 12. Jänner im Kitzbüheler Sportpark curlen © Florian Kotlaba