Snow-How

Mit Schnee von gestern über den Sommer

Snowfarming am Hahnenkamm in Kitzbühel © Skiing Penguin
Snowfarming am Hahnenkamm in Kitzbühel © Skiing Penguin

Auch auf dem Kitzbüheler Hahnenkamm ist inzwischen Sommer. Trotzdem lagern hier Tonnen von Schnee für die Eröffnung der Wintersaison. Nur maximal 20 Prozent der riesigen Menge schmilzt beim sogenannten „Snowfarming“ dahin.  

Es mutet auf den zweiten Blick ziemlich skurril an. Zwar nicht so wie die Skihalle in der Wüstenstadt Dubai, aber doch sehr überraschend. Auf den ersten Blick werden die überdimensionalen weißen Haufen ohnehin oft nicht als das erkannt, was sie sind. Wer über Kitzbühels Grashügel wandert, sieht heuer gleich sieben von ihnen: drei auf dem Resterkogel, zwei auf dem Hahnenkamm sowie jeweils einen an der Maierl-Abfahrt und am Gaisberg.

In Skandinavien wird bereits seit über 20 Jahren mit Schneedepots gearbeitet, hierzulande etabliert sich das System erst seit etwa fünf Jahren. Dafür werden in den letzten Wochen der Wintersaison mit Pistenraupen riesige Mengen an Altschnee (Natur- sowie technischer Schnee, der nach Schließen der Pisten noch auf der Pistenfläche liegt) zusammengeschoben. Um den gefrorenen Berg auch über den Sommer zu bringen und vor Sonne und UV-Strahlung zu schützen, wird er zuerst mit Hartschaumplatten und schließlich mit einer Folie und UV-Flies abgedeckt.

Eines der zwei Schneedepots auf dem Hahnenkamm am 1. Mai:  


Sinn und Zweck der logistisch aufwendigen Prozedur: Damit ist ein früher Saisonstart viel eher garantiert, als wenn sich die Wintersportorte einzig und allein auf einen klassischen Wintereinbruch mit Niederschlag und tiefen Temperaturen verlassen. Ist es im Spätherbst etwa noch zu warm, um die Schneeerzeuger anzuwerfen, kann in dieser Zeit bereits der konservierte Schnee aus den Depots auf den Pisten verteilt werden. Wird es schließlich auch kälter, bleibt jedoch der Niederschlag aus, entsteht ein Zusammenspiel aus altem Schnee aus der Vorsaison und frischem technischem Schnee.

Kitzbühel garantierte das System im Vorjahr den Saisonstart am 14. Oktober auf dem Resterkogel und am 26. Oktober auf dem Hahnenkamm am Walde-Hang. Heuer soll – gemäß dem Motto „Die ersten am Berg“ – der Resterkogel am 13. Oktober für Skifahrer geöffnet werden.

Bereits Anfang April wurde mit dem Anlegen der Schneedepots begonnen © Skiing Penguin
Bereits Anfang April wurde mit dem Anlegen der Schneedepots begonnen © Skiing Penguin

Die Vorteile der Schneekonservierung überwiegen für Josef Burger, Vorstand der Bergbahn AG Kitzbühel. Vier Jahre bringt man inzwischen Tonnen von Schnee so über den Sommer: „Wir können durch Snowfarming schneller beschneien und es ist auch ökonomisch ein valides Modell. Wir verlieren über den Sommer nur rund 15 bis 20 Prozent der gelagerten Schneemenge und brauchen dann weniger Strom und weniger Wasser beim Beschneien. Das macht ökonomisch Sinn“, sagt Burger gegenüber dem Fachmagazin Tourist Austria International.

Auf dem Kitzsteinhorn in Kaprun wird ebenfalls Schnee gehortet, dort aber aus zweierlei Gründen: Einerseits um ebenso einen frühen Saisonstart sicher zu stellen, andererseits um die Abschmelzung des Gletschers aufzuhalten bzw. zu verzögern. Details zum wisschenschaftlichen und nachhaltigen Schneemanagement am Kitzsteinhorn lest ihr hier.

Auch bei der Talstation des Walde-Lifts wurde ein Depot angelegt © Skiing Penguin
Auch bei der Talstation des Walde-Lifts wurde ein Depot angelegt © Skiing Penguin