Snow-How

„Alexa, kauf mir eine Tageskarte!“

Renate Ecker, GF von Zell/See-Kaprun Tourismus © Skiing Penguin
Renate Ecker, GF von Zell/See-Kaprun Tourismus © Skiing Penguin

Tag zwei des „Winter Sports Congress“ an der FH Kufstein stand im Fokus der Digitalisierung. Für Skifahrer sollen es mit interaktiven Pistenplänen fürs Smartphone und Datenskibrillen komfortabler werden, Tourismusregionen wird empfohlen sich eine „Voice-Strategie“ für Alexa, Siri und Co. zu überlegen. 

Werbung in Printmedien? Das sei Geschichte. Printjournalisten lade man zwar schon „auch noch“ zu sich in die Winter- und Sommersportregion Zell am See-Kaprun ein, damit sie (hoffentlich) eine schöne Reisereportage verfassen, aber eine „Instagram-Week“ oder eine „Influencer-Week“ wird für Renate Ecker, Geschäftsführerin der Zell am See-Kaprun Tourismus GmbH, immer wichtiger: „Denen geht es hauptsächlich ums best picture – sei es beim Hubschrauberflug oder beim Sky-Diving“. Renate Eckers Botschaft an Tag zwei des „Winter Sports Congress“ an der FH Kufstein ist deutlich: Im Marketing zählen schon längst Emotionen und Bilder mehr als liebevoll verfasste Textstrecken (Details zu Tag 1 hier).

Moderator Torsten Wojciechowski, Renate Ecker, Claudia Roeben und Matthias Renn © Skiing Penguin
Moderator Torsten Wojciechowski, Renate Ecker, Claudia Roeben und Matthias Renn © Skiing Penguin

Dazu trägt man allerdings auch selbst tüchtig bei: Zwölf Personen umfasst die Marketing-Abteilung von Zell am See-Kaprun und jeder ist mit seinem Smartphone angehalten, sämtliche Online-Kanäle mit hübschen oder lässigen Stimmungsaufhellern aus der Region zu bespielen. So möchte man auch einen Konkurrenzkampf unter den Mitarbeitern schüren, etwa „Wessen Foto kommt am besten an“, sagt Renate Ecker. 25 Märkte bespiele man konzentriert – von Deutschland über China und Indien bis Schweden und die Slowakei. Die Website gibt es in 27 Sprachen. Der Lohn? „Mit Urlaubern aus 60 Nationen haben wir einen sehr hohen Internationalisierungsgrad“, freut sich die gebürtige Oberösterreicherin. Der Sommertourismus hat mit jenem im Winter beinahe schon gleichgezogen. Noch gehen 53 Prozent der 2,7 Millionen jährlichen Nächtigungen auf die Schnee-Fetischisten zurück. Als äußerst kostengünstiger Marketing-Multiplikator erweist sich zwischen Mai und Oktober der „Zeller Seenzauber“, eine Licht- und Wassershow auf dem See. Das Publikum postet (bei freiem Eintritt) während der Show derartig viele Fotos in die Welt, dass man bislang die Wlan-Kapazität schon fünfmal erhöhen musste. „Kostenloses Marketing“, nennt es Renate Ecker.

Animierte Pistenpläne und die Datenskibrille

Total digital möchte Claudia Roeben von 3D-RealityMaps den Skitag in Zukunft machen. Denn bisher sei der Wintersportler nicht in all seinem Tun online. Zwar checke man – laut Roeben – vor dem Skitag die Webcams auf dem Smartphone, fahre mittels Navi zum Ziel, filme und fotografiere die Pistenperformance, um sie live und später zu posten – nur eine Sache werde klassisch erledigt: das Handling mit dem Pistenplan. Dem soll künftig mit 3D-RealityMaps Abhilfe geschaffen werden. Die animierten Karten ermöglichen es, das gesamte Angebot des Skigebietes online zu überfliegen und von jedem markanten Punkt gibt es animierte Nahaufnahmen. So lassen sich u. a. Pisten und Lifte nicht nur detailgenau ansehen, sondern auch im Vorfeld virtuell erleben oder ein Tisch in der Hütte nach Wahl online buchen. Wie ein Smartphone solche Datenmengen einen Skitag über bewältigen soll und noch dazu in der Kälte, bleibt noch rätselhaft. Die Skigebiete lässt 3D-RealityMaps mithilfe von Überflügen exakt vermessen und die Daten sollten auch den Bergbahnbetreibern helfen: „Mit unseren Karten lassen sich auch neue Lifte planen oder etwa Snowparks“, sagt Claudia Roeben. Ebenso in den Startlöchern sei übrigens die Datenskibrille, die – à la Google-Glass – Routen, Fahrgeschwindigkeit, Hütten u.s.w. anzeigt.

Der "Winter Sports Congress 2018" in einem Bild zusammengefasst
Der „Winter Sports Congress 2018“ in einem Bild zusammengefasst

Während es Skigebiete gibt, die sich heute noch mit der sinnvollen Befüllung von Facebook und Instagram schwer tun, scheint die digitale Entwicklung schon wieder viele Schritte weiter: „Bis 2020 laufen 30 bis 50 Prozent der digitalen Suchanfragen über technische Assistenten wie Alexa oder Siri“, ist sich Matthias Renn von feratel media technologies sicher. Geht es nach ihm, brauche jede Marketing-Abteilung, jeder Tourismusverband eine „Voice-Strategie“. Die Gästekommunikation werde in naher Zukunft anders ablaufen und „die Kommunikation wird nur so gut laufen, wie gut die Daten hinterlegt sind“, sagt Matthias Renn und bringt ein Beispiel: „Ich möchte jetzt wissen, ob die SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental morgen offen hat und falls ja, will ich das Ticket auch gleich kaufen.“ Sind die hinterlegten Daten richtig, aktuell und vollständig, werden Alexa oder Siri korrekte Antworten zur SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental ausspucken. Falls dem nicht so ist, schlägt die Computerstimme wohl das nächstgelegene Skigebiet vor, jenes mit der „Voice-Strategie“. Was heute allerdings noch niemand weiß: Welche Provision Amazon, Apple und Co einheben werden …