Snow-How

Drahtseilakt am Kitzbüheler Horn

Seil und "Spindel" an der neuen Raintalbahn © Skiing Penguin
Seil und "Spindel" an der neuen Raintalbahn © Skiing Penguin

Unter Spannung stehen die Arbeiten an der neuen Raintalbahn auf dem Kitzbüheler Horn. Das 34 Tonnen schwere Förderseil für die 10er-Gondel muss eingezogen werden – zum Teil in Handarbeit.

So schwer und laut kann das Gerät, an dem er arbeitet, gar nicht sein, dass Walter Auer die Landschaftsidylle hier auf 1460 Meter Seehöhe um sich vergisst. Es ist 7.45 Uhr im Raintal am Kitzbüheler Horn und die Sonne hinter ihm ist inzwischen auch im Begriff aufzustehen: „Das ist schon herrlich“, sagt Auer und blickt um sich: „Wir kommen alle aus den Bergen und auch deshalb haben wir immer ein Auge auf die Natur um uns herum.“

Damit meint Walter Auer die neunköpfige Mannschaft von „Moosmair“, einem auf die Errichtung von Seilbahnen spezialisierten Montageunternehmen aus St. Martin in Passeier (wenige Kilometer von Meran entfernt). Seit Mitte Juli arbeitet die Truppe an der Erneuerung von Brunnellenfeldlift und Raintailbahn auf dem Kitzbüheler Horn. Die Berg- und Talstationen sind schon seit Wochen als solche erkennbar und auch alle Stützen stehen bereits – nunmehr übrigens insgesamt nur mehr 22 statt 40. An diesem Freitag widmete sich „Moosmair“ der Anbringung des Seiles für die neue Raintalbahn und das sollte schon etwas aushalten, immerhin wurde der 50 Jahre alte Sessellift durch eine Zehner-Gondel ersetzt.

Maschinist Oswald (links) und Montageleiter Walter Auer © Skiing Penguin
Maschinist Oswald (links) und Montageleiter Walter Auer © Skiing Penguin

34 Tonnen wiegt das 3000 Meter lange Förderseil, das zu Wochenbeginn von einem Schwertransporter über den Güterweg zur Talstation gebracht wurde. Ehe das dicke Ungetüm eingezogen wird, war Feinarbeit gefragt: „Die Arbeit beginnt mit dem Anbringen von drei Hilfsseilen, wobei das erste von Hand eingezogen wird. Von Stütze zu Stütze“, erklärt Walter Auer. Zumindest ist das erste Hilfsseil noch ein Leichtgewicht, denn es misst nur acht Millimeter. Das zweite hat zehn, das dritte 22 und das Förderseil, bestehend aus Stahl und Kunststoff, schließlich 50 Millimeter. Was so ein drei Kilometer langes Seil kostet, vermochte Walter Auer nicht zu sagen, aber bestellbar ist es bei „Teufelberger“ in Wels.

Was für den Laien nach einer komplexen und tonnenschweren Einfädelaufgabe aussieht, ist für die Seilkünstler aus Südtirol kein Problem: „Die Arbeit ist nicht so schwer, wir haben ja viele Hilfsmittel und Maschinen. Es braucht vor allem Erfahrung, dass alles sicher ist“, so Walter Auer. Bis auf die Stütze gelangt das Seil mit einer Zugmaschine, die sich wiederum auf einem LKW befindet. Worauf es vor allem zu achten gilt, ist etwas für Seilbahntechniker-Insider: „Das Seil darf sich während des Zuges nie drehen, weil sonst die Schlaglänge nicht mehr stimmt“, sagt Walter Auer in Fachsprache.

Bleibt das Wetter so entgegenkommend, sollten die 34 Tonnen bis Mitte nächster Woche sitzen. Den Abschluss macht das Spleißen, wenn die beiden Seilenden miteinander verbunden werden. Ihren Betrieb nimmt die neue Raintalbahn ebenso wie der neue Brunellenfeldlift – beide aus dem Hause „Leitner“ – am 8. Dezember um 8.30 Uhr auf. 17 Millionen lässt sich die Bergbahn AG Kitzbühel die Modernisierung kosten (Details zur neuen Saison lest ihr hier). 

Wenn über Mitteleuropas Skigebieten eine – hoffentlich – dicke Schneedecke liegt, kann sich Walter Auer und seine Mannschaft auf neue Landschaften konzentrieren. Da widmet sich „Moosmair“ Seilbahnen in südlicheren Gefilden – von der Türkei bis Venezuela.

Die behutsame Arbeit in einem kurzen Video: