Rund um den Weltcup

Sky und DAZN zögern, ORF bleibt Ski-Sender

Das vertraute TV-Bild bleibt © Skiing Penguin
Das vertraute TV-Bild bleibt © Skiing Penguin

Während der ORF die Übertragungsrechte an der Fußball-Bundesliga und der Champions League verloren hat, laufen die Rennen des Ski-Weltcups auch weiterhin beim öffentlich-rechtlichen Sender. Sky und DAZN zeigen zwar Interesse, zögern aber. Noch. 

Im Fußball ist das neue Zeitalter schon angebrochen: So gibt es im ORF seit dieser Saison kein Live-Spiel aus der heimischen Bundesliga mehr. Bisher übertrug der öffentlich-rechtliche Sender immerhin 36 Matches pro Jahr. Nunmehr rollt der Ball exklusiv auf dem Abosender Sky. Mit dem ZDF teilt der ORF das „Schicksal“ in Sachen Champions League: Auch von der Königsklasse gibt es ab der Spielzeit 2018/2019 keine Direktübertragungen mehr. Hier liegen die TV-Rechte fortan bei Sky und der Streamingplattform DAZN.

Schon jahrelang geht der Trend von prestigeträchtigem Spitzensport wie Fußball und Tennis sowie Großereignissen wie den Olympischen Spielen hin zum Pay-TV. Der Ski-Weltcup scheint von der Entwicklung unbetroffen zu sein – noch. ORF-Kommentator Oliver Polzer stimmt die Verschiebung der Übertragungsrechte in letzter Zeit „sehr nachdenklich“. Die langjährige Stimme bei Fußball, Tennis und Skisport glaubt auch nicht, dass es Österreichs Fußball guttun werde, wenn er die breite Masse nicht mehr erreiche. „Und auch für den Skisport wäre es ganz schlecht. Beim Ski- bzw. Wintersport ist es noch viel wichtiger, dass er die breite Masse erreicht, da er für den Wirtschaftsfaktor Tourismus so eine immense Bedeutung hat“, sagt Oliver Polzer im Interview. „Aber dass der ORF die meisten Menschen erreicht, weiß ein ÖSV-Präsident und daher schaut man darauf, dass es jetzt einmal so bleibt. Es soll nicht heißen, dass wir im ORF die Tollsten und Besten sind, aber der ORF erreicht einfach die meisten Menschen – noch.“

Auch 2018/2019: Thomas Sykora, Oliver Polzer und der Weltcup im ORF © ORF
Auch 2018/2019: Thomas Sykora, Oliver Polzer und der Weltcup im ORF © ORF

Und noch wird sich auch diese Saison nichts daran ändern, denn der ORF überträgt auch 2018/2019 alle Rennen der Damen und Herren. Der Auftakt erfolgt traditionell am 27. und 28. Oktober mit den Riesentorläufen in Sölden. Mit der Ski-WM im schwedischen Åre ist auch der Saisonhöhepunkt live im ORF zu sehen. Auch ARD und ZDF bleiben Partner des Weltcups und teilen sich traditionell die Übertragungen untereinander auf – „vorwiegend live, zum Teil auch in Zusammenfassungen“, wie es beim ZDF heißt. Das Damen-Rennen in Stockholm sowie die Herren in Madonna wird es als Stream geben. Eurosport wird auch diesen Winter wieder live und ausführlich vom Weltcup berichten, genauere Informationen soll es aber erst Mitte September geben.

Noch keinen Skisport-Content bietet DAZN, die zur britischen Perform Group gehörende Streamingplattform. Vorerst liegt der Fokus auf europäischem Spitzenfußball, Tennis, Golf sowie Spiele aus den US-Ligen NHL, NBA, NFL und MLB. „Natürlich ist Skisport interessant”, heißt es bei DAZN. „Wir schauen uns alle Rechte an, die Sinn machen und die für Fans relevant sind. Immerhin gibt es DAZN mittlerweile nicht nur in Österreich, Deutschland und der Schweiz, sondern auch in Italien und Kanada. Und auch auf diesen Märkten gibt es zahlreiche Fans vom alpinen Skilauf.“

Die Hahnenkamm-Abfahrt zeigt der ORF am 26. Jänner 2019 © Skiing Penguin
Die Hahnenkamm-Abfahrt zeigt der ORF am 26. Jänner 2019 © Skiing Penguin

Etwas konkreter wird Christine Scheil, Chefin von Sky Österreich: „Wir haben uns die Ski-Rechte angesehen. Das ist in Österreich besonders interessant. Da gibt es wirkliche Highlights wie Schladming und Kitzbühel, aber die Saison ist relativ kurz. Ob das rechtfertigt, dass ein Abonnent zwölf Monate lang eine Gebühr zahlt, ist offen. Deshalb haben wir nicht mitgeboten“, sagt Scheil gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten. Für die Zukunft lasse sich Sky Österreich aber „alles offen“.

Letztendlich ist der Skisport für so große, internationale Player wie Sky oder DAZN auch noch zu unrentabel. Denn Interesse an dem Sport besteht hauptsächlich in Süddeutschland, Frankreichs Osten, dem Norden Italiens und der Schweiz. Zu richtigen Straßenfegern avancieren Rennen fast ausschließlich in Österreich und das auch nur im Falle von Klassikern wie in Schladming, Kitzbühel oder Wengen. 2017 war die fünftmeistgesehene Sendung des gesamten Jahres der 2. Durchgang des Slaloms in Schladming (1,66 Millionen Zuschauer), auf Platz 7 folgt die WM-Abfahrt der Herren in St. Moritz (1,48 Millionen) und direkt dahinter die Streif-Abfahrt (1,42 Millionen).

Ein ausführliches Interview mit ORF-Sportkommentator Oliver Polzer lest ihr hier.