Ski Trips

Klein wirkt nur der Name: Westendorf

Pisten mit Panorama in Westendorf © Skiing Penguin
Pisten mit Panorama in Westendorf © Skiing Penguin

Westendorf im Bezirk Kitzbühel bespaßt seine Gäste mit abwechslungsreichen und breiten Pisten sowie einigen Ecken, die völlig vergessen lassen, dass man sich in Österreichs zweitgrößtem Skigebiet befindet.   

Irrsinnig, dieser in der Werbung selten anzutreffenden Begriff, ist in der SkiWelt Wilder Kaiser Brixental ein ständiger Begleiter. „Irrsinnig schneesicher“ sei man, „irrsinnig groß“ und „irrsinnig nah“. Wobei die Nähe relativ ist. Östlich von Innsbruck oder von Salzburg aus ist es tatsächlich eine kurze Fahrt in die Wintersportregion. Steirer oder Wiener mögen die Distanz etwas anders wahrnehmen. „Irrsinnig groß“ ist jedoch ein Faktum: Schon vor 40 Jahren schlossen sich Scheffau, Söll, Itter, Hopfgarten, Westendorf, Brixen im Thale und Ellmau in den Bezirken Kufstein bzw. Kitzbühel zum Skiverbund zusammen, heute stehen den Gästen 284 Pistenkilometer zur Verfügung. Weltweit sind nur acht Gebiete größer, in Österreich nur der Arlberg.

Pistenplan © SkiWelt Wilder Kaiser - Brixental
© SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental

Solche Dimensionen nach nur zwei Besuchen vorzustellen, wäre nicht nur ziemlich unmöglich, sondern vor allem irrsinnig unseriös. Eine Reise durch die ganze SkiWelt braucht mindestens drei, wenn nicht sogar vier Tage, hat sie doch allein neun direkte Einstiegsorte sowie 21 Talabfahrten. Somit beschränken wir uns an dieser Stelle mit einem Einblick auf Westendorf, wo sich immerhin zehn der insgesamt 90 Lifte die Hänge empor schlängeln. Das mag im Verhältnis zwar regelrecht klein klingen, dennoch ist der Genussfahrer hier einen ganzen Tag lang angenehm ausgelastet.

Aus dem Auto aus- und in die erste Gondel einsteigen lässt es sich komfortabel an drei Orten: direkt in Westendorf an der Alpenrosenbahn (8er-Gondel) sowie in Brixen im Thale an der SkiWeltbahn (8er-Gondel) und kurz nach Kirchberg an der KiWest (6er-Gondel). Wer nicht erst zur Mittagszeit eintrudelt, findet überall genügend (kostenlose) Parkplätze.

Die KiWest-Bahn ist der östlichste Einstieg in des Skigebiet Westendorf © Skiing Penguin
Die KiWest-Bahn ist der östlichste Einstieg in des Skigebiet Westendorf © Skiing Penguin

Mit der KiWest angekommen auf dem Gampenkogel auf 1957 Meter offenbart sich zum ersten Mal die Besonderheit des Gebietes: Mag man auch eingebettet in einer riesigen SkiWelt liegen, die darüber hinaus noch östlich an Kitzbühels Gipfel grenzt – optisch wahrnehmbar ist der Massentourismus an dieser Stelle nicht. Ringsum dominiert das natürliche Panorama ungezähmter Hänge, Hügel und Berge. Hier offenbart sich, dass sich die Tiroler längst nicht jede Erhebung untertan gemacht haben – im Gegenteil. Die Ursprünglichkeit der Umgebung am Gampenkogel fasziniert ebenso wie die herrschende Ruhe.

Aber die Überschaubarkeit ist nur eine scheinbare, denn es gibt bereits hier oben tüchtig viel zu tun, ehe man auf dem Fleiding auf 1892 Meter in den Rückspiegel blickt. In dem kleinen Kessel gibt es zwei 4er-Sessellifte und vier Abfahrten. Aufgrund der breiten Pisten, sieht es jedoch nach viel mehr aus. So schlingelt sich unter dem Gampenkogel-Lift nicht nur eine leichte sowie eine mittelschwere Abfahrt zwischen den Wald hindurch, sondern ebenso eine kleine Funslope und der so genannte „Big Playground“ mit Kickern, Boxen und Rails für professionelle Freestyler wie auch den hoffnungsvollen Nachwuchs. Hier trifft sich die junge und lässige Szene ebenso wie der „Klassikliebhaber“: Vergangenes Wochenende steckte etwa der SC Dachau aus Bayern am Gampenkogel einen ebenso langen wie anspruchsvollen Riesentorlauf für seine Meisterschaft.

Die Talstationen der Sessellifte Gampenkogel und Windauberg liegen einander gegenüber, mit letzerem geht es über die Windaubergabfahrten Nummer 1 und Nummer 2, beides rote Pisten von herrlicher Breite. Wessen Bandscheiben es erlauben, kann sich in einem der oberen Abschnitte auf den Buckeln shaken lassen ehe es über die Fleidingabfahrt auf die Rückseite des Fleiding geht. Um zur Einstiegsstelle beim gleichnamigen Dreiersessellift zu gelangen, stehen Fleiding- und Neuhögenabfahrt zur Verfügung, allerdings lohnt eine Hetze über die roten Pisten keineswegs, denn der Fleidinglift dient weniger der geruhsamen Erholung als dem ständigen Hin- und Herwetzen, derart unbequem sind die Sitze.

Über die Höhningerabfahrt zum Talkaser © Skiing Penguin
Über die Höhningerabfahrt zum Talkaser © Skiing Penguin

Vom Gipfel geht es über die ziemlich steile, aber noch rot markierte Höhningerabfahrt hin zum Panoramahang namens Talkaser. Seine zwei gleichnamigen Strecken sind zwar nur 1,2 Kilometer lang, laden aber zum Beschleunigen und Carven ein. Während unserem Besuch dienten sie ebenso als Übungsbereich für den Skinachwuchs. Aber selbst an einem sonnigen Sonntag kommen sich die Besucher am breiten Talkaser nicht zu nahe. Von der Bergstation geht es über die rote Alpenrose zum „Champions-League-Hang“ Westendorfs: der tiefschwarzen „Alpe Seite“, zumindest zu deren unteren Abschnitt. Aber schon der Blick zurück nach oben lässt nicht bloß erahnen, sondern macht sofort klar, dass sich hier hin keine Semi-Talentierten verirren. Der Einstieg ins fast kriminelle Gefälle der „Alpe Seite“ befindet sich auf dem Gipfel der Choralpe, wohin einen die SkiWeltbahn von Brixen im Thale oder die Choralmbahn von Westendorf bringt.


„Blaue“ Schenkel sind einem aber auch sicher, wer Alpenrose und Ellmerer Abfahrt nach Westendorf sportlich hinter sich bringen möchte. Schwarz ist zwar keine der Pisten, aber teilweise dunkelrot und von fordernden 4,5 Kilometer Länge mit zwischendurch sehr engen Passagen. Vorzeitig Erschöpften sei die Mittelstation der Alpenrosen-Gondel empfohlen. Länger (allerdings nicht aufregender) ist nur die Kandleralm-Abfahrt, die wie die „Alpe Seite“, auf der Choralpe beginnt. Sie führt auf fast 5,3 roten Kilometern bis nach Brixen im Thale. Die letzten Meter sind allerdings so flach, dass ein Babylift aushelfen muss, um zur Talstation der SkiWeltbahn zu gelangen.

Fast schon kitschig mutet das atemberaubende Panorama gegenüber der Jausenstation Fleidingalm an © Skiing Penguin
Fast schon kitschig mutet das atemberaubende Panorama gegenüber der Jausenstation Fleidingalm an © Skiing Penguin

Zurück auf den Fleiding, den Berg mit dem so unkomfortablen Sessellift. Ihn nimmt man gerne in Kauf, führt er doch an einer gemütlichen Hütte mit atemberaubenden Ausblick vorbei. Die Terrasse der „Jausenstation Fleidingalm“ ist nicht nur ein segensreiches Sonnenplätzchen, sondern auch bestens für das Bestaunen des fast kitschig schönen Gipfelmeeres auf der anderen Seite des Tals geeignet. Würden die Wirtsleute allein für dieses Panorama einen kleinen Obolus einheben, er wäre es wert. Doch im Gegenteil. Die frisch zubereiteten Speisen sind preislich in einem sehr moderaten Rahmen. Dafür nimmt (fast) jeder Besucher die Selbstbedienung gerne in Kauf. Außerdem wartet auf jeden, der die urige Lokalität verlässt, ohnehin der strenge Fleiding-Sessellift.

Was uns gefallen hat

  • Westendorf gehört zwar zu einer riesigen SkiWelt, wirkt aber trotzdem ursprünglich und überschaubar – vor allem am Gampenkogel
  • die Auswahl an anspruchsvollen Pisten ist „irrsinnig groß“
  • die Speckknödel mit Sauerkraut in der „Jausenstation Fleidingalm“
  • Gampenkogel, Choralpe und Fleiding bieten herrliche Ausblicke

Was uns weniger gefallen hat

  • der in die Jahre gekommene Fleiding-Sessellift, dessen Sitzfläche in die Kniekehlen schneidet

Westendorf-Facts

  • Tageskarte Erwachsene 49 Euro, 37 Euro, Kinder 24,50 Euro (23. Dezember bis 9. März)
  • Tageskarte Erwachsene 44 Euro, Jugendliche 33,50Euro, Kinder 22 Euro (10. März bis 8. April)
  • Westendorf gehört zum Skiverbund SkiWelt Wilder Kaiser Brixental mit 284 Pistenkilometern, 90 Seilbahnen und Lifen, 70 Hütten (30 davon in Westendorf) und neun direkten Einstiegsorten
  • „Big Playground“ und „Mini Playground“

Und was gibt noch? 

  • am Schneeberglift kann dienstags zwischen 19 und 21 Uhr bei Flutlicht auf 500 Meter gratis Ski gefahren werden
  • 7,5 Kilometer lange Rodelbahn Talkaser-Schrandlhof

Alle weiteren Informationen findet ihr hier.