Rund um den Weltcup

So tickt Michael Walchhofer

Michael Walchhofer 2018 beim Interview in Werfenweng © Skiing Penguin
Michael Walchhofer beim Interview in Werfenweng im Jahr 2018 © Skiing Penguin

Für stets gut informierte Quellen steht der neue ÖSV-Präsident bereits fest: Der Salzburger Michael Walchhofer (46) wird am 29. Mai auf den Tiroler Peter Schröcksnadel (79) folgen. Wir stellen den studierten Pongauer Hotelier mit ÖVP-Nähe und Abfahrtsspezialisten vor. 

Das Rennen um die Nachfolge von Peter Schröcksnadel, der nach 31 Jahren nicht mehr um die Spitze des Österreichischen Skiverbandes kandidiert, scheint entschieden. Zumindest vermelden das zwei für gewöhnlich gut informierte Medien, die mit dem ÖSV nicht nur eine langjährige Partnerschaft pflegen, sondern – wie die „Kronen Zeitung“ – auch als Sponsor auftreten: „Es gibt von den Präsidenten der Landesverbände positive Signale gegenüber meiner Person. Aber für Gratulationen ist es noch zu früh“, ließ Michael Walchhofer die „Krone“ am Donnerstag wissen. Und gegenüber Ö3 sagte der Salzburger, dass nur noch ein paar Details zu klären sind, aber prinzipiell wären die Entwicklungen „sehr positiv“. Skepsis hört sich wohl anders an.

Ganz anders klang Michael Walchhofer noch im Jahre 2018. Zu dieser Zeit fungierte er zwar bereits seit fünf Jahren als (einer von fünf) ÖSV-Vize-Präsidenten, das oberste Amt zu bekleiden konnte er sich damals im Interview allerdings „überhaupt nicht vorstellen“ (mehr dazu lest ihr hier). Viel zu zeitintensiv sei seine Arbeit als Hotelbetreiber. Zu seinen Häusern zählen immerhin das Hotel Zauchenseehof, das Hotel Zauchensee Zentral und das Hotel Sportwelt, ebenfalls gelegen in jenem Ortsteil, der zur Marktgemeinde Altenmarkt im Pongau gehört. Das Gemeindeamt befindet sich übrigens in der Michael-Walchhofer-Straße. Der 46-jährige Namensgeber der Adresse ist darüberhinaus noch Aufsichtsrat und Aktionär der KMU Akademie & Management AG, einem in Linz angesiedelten Anbieter von Fernstudien. Er selbst machte nach dem Ende seiner Skikarriere den MBA in General Management (mit Schwerpunkt auf Projekt- und Sportmanagement). 

Inzwischen haben sich die Prioritäten in Michael Walchhofers Leben wohl etwas verschoben und auch beim ÖSV scheint man dem geborenen Radstädter mehr und mehr entgegenzukommen. Im Kampf um die Spitze in Österreichs mächtigem Skiverband wurde erst Renate Götschl als Mitbewerberin aus dem Hut gezaubert und ein anderer Knackpunkt war, dass – Gerüchten zur Folge – Markus Schröcksnadel, Peter Schröcksnadels Sohn, Geschäftsführer der Kapitalgesellschaften des ÖSV werden sollte. Für Michael Walchhofer ein absolutes No-Go: „Ich habe von Anfang an klar gemacht, dass der ÖSV-Generalsekretär und der Präsident natürlich die wirtschaftliche Gesamtverantwortung für den Verband haben müssen, aber ich bin auch in dieser Sache sehr guter Dinge“, sagt er zuversichtlich gegenüber Ö3.

Generell gilt der dreifache Familienvater als vielseitiger Allrounder mit sehr besonnenem Wesen. Er verstand es nicht nur nach der Karriere ein Studium abzuschließen und voll in die Familienbetriebe einzusteigen, nebenher nahm er sich auch die Zeit für den Skiverband als dessen Vize sowie dem Aufbau eines Netzwerks: So vertrat er u.a. (nach der Nationalratswahl 2017) die ÖVP in Untergruppen der Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ und ist nach wie vor amtierender ORF-Publikumsrat.

Auch auf den Pisten war Michael Walchhofer wesentlich vielseitiger, als ihn viele womöglich in Erinnerung haben. Denn als er 1999 in Kranjska Gora sein Weltcup-Debüt gab, galt er als Slalom-Talent und das stellte er auch mehrfach unter Beweis: So stand er etwa in Kitzbühel gleich dreimal auf dem Treppchen der Kombination, die er 2003 auch gewann, und wurde noch im selben Jahr seines endgültigen Durchbruchs als Speed-Spezialist 10. im Slalom von Kranjska Gora. 2003 avancierte zu einem der speziellsten Jahre in der Ski-Karriere des Michael Walchhofer, denn nach dem Kombinations-Triumph auf dem Hahnenkamm holte er sich den Abfahrts-WM-Titel in St. Moritz – ohne je zuvor eine Weltcup-Abfahrt gewonnen zu haben. Das holte er aber schon am 29. November 2003 in Lake Louise nach. Es folgten noch 13 weitere Siege in der Abfahrt, darunter alle Klassiker. Die kleine Kristallkugel sicherte er sich dreimal und Michael Walchhofer blieb bis zu seinem Karriereende schnell: Am 12. März 2011 gewann er die Abfahrt in Kvitfjell, vier Tage später trat er mit 35 Jahren vom Spitzensport zurück. 

Zehn Jahr später wird nun bald der nächste Lebensabschnitt für Michael Walchhofer beginnen. Am 29. Mai soll er bei der Wahlausschusssitzung als einziger Kandidat für den Posten des ÖSV-Chefs vorgeschlagen werden. Renate Götschl dürfte er sich als seine Stellvertreterin mit ins Boot holen: „Eine Persönlichkeit wie Renate dabeizuhaben, das kann man sich nur wünschen“, sagt er diplomatisch. Eine Eigenschaft, die ihm auch als Chef des Skiverbandes oft von Nutzen sein wird.