Snow-How

Zermatts neue Glitzer-Gondel mit Glasboden

Perfekte Aussicht auf das Matterhorn © Marc Kronig
Perfekte Aussicht auf das Matterhorn © Marc Kronig

Ab dem Beginn der Wintersaison bringt die nunmehr höchste Dreiseilumlaufbahn (3S-Bahn) der Welt Bergfreunde und -freundinnen auf das Klein Matterhorn in Zermatt. Die Daten und Fakten rund um den „Matterhorn Glacier Ride“ sind nichts für Menschen mit Höhenangst. Ein Trip auf gläsernem Boden für 95 Franken.

Die neue 3S-Bahn „Matterhorn Glacier Ride“ im Schweizer Zermatt verbindet die Bergstation Trockener Steg auf 2939 Meter mit dem sogenannten „Matterhorn glacier paradise“ auf dem Klein Matterhorn auf 3883 Meter. Das macht die Bergstation zur höchstgelegenen Europas. Zum Vergleich: Österreichs höchster Berg, der Großglockner, misst 3798 Meter und auf ihn führt kein Lift.

Seit Frühling 2016 wurde zwischen 2939 und 3883 Meter Seehöhe gebaut – an jeweils 100 Tagen im Sommer. Vor allem die Errichtung der Bergstation auf Europas höchster Baustelle stellte nicht nur für die Arbeiter, sondern auch für Materialien und Geräte eine immense Belastung dar. Ein Team aus 145 Personen war am größten Bauprojekt in der Geschichte der Zermatt Bergbahnen AG beteiligt. An die Grenzen der Belastbarkeit brachten sie bis zu minus 30 Grad, Windspitzen bis 240 km/h, Schneefall oder dichter Nebel. Erschwerend hinzu kommt, dass ein Mensch in sauerstoffarmer Höhenluft auf fast 4000 Metern nur 60 bis 80 Prozent seiner normalen Leistung erbringen kann. Eine herausfordernder Akt war auch der Transport der Seile, denn das Zugseil alleine ist über acht Kilometer lang und wiegt etwas mehr als 67 Tonnen. Eine Strecke des „Matterhorn Glacier Ride“ misst etwa vier Kilometer,  rund drei Kilometer davon sind frei hängend. Die Projektkosten belaufen sich auf 55 Millionen Franken umgerechnet rund 48 Millionen Euro.

Vier der 25 Gondeln verfügen über Glasböden und Kristalle aus Tirol © Marc Kronig
Vier der 25 Gondeln verfügen über Glasböden und Kristalle aus Tirol © Marc Kronig

Vier der 25 Gondeln (für jeweils 28 Passagiere) sind als sogenannte „Crystal Ride“ Kabinen inszeniert. Diese Kabinen sind mit 280.000 Swarovski Kristallen veredelt und verfügen über einen integrierten Glasboden. Durch die Verglasung zu ihren Füßen – sie wird nach drei Minuten Fahrzeit transparent – blicken Fahrgäste 170 Meter in die Tiefe. Eine Vorstellung, die wohl nicht jeden begeistert. Aber in diesem Fall, wartet man eben auf die nächste Gondel. Pro Stunde kann der „Matterhorn Glacier Ride“ 2000 Passagiere befördern (die Fahrt dauert neun Minuten), seine Bergstation liegt direkt neben jener der alten Pendelbahn. Sie schafft „nur“ 600 Personen pro Stunde und wird auch in Zukunft weiterfahren.

Die 55-Millionen-Euro-Investition ist übrigens nur ein großer Schritt gewesen. Franz Julen, Verwaltungsratspräsident der Zermatt Bergbahnen AG, präzisiert seine nächsten Pläne: „Der Bau der höchsten 3S-Bahn der Welt auf das Klein Matterhorn ist nur der Anfang einer noch größeren Vision: in einem ersten Schritt soll die durchgehende Bahnverbindung zwischen Zermatt und Italien realisiert werden, das sogenannte ,Alpine Crossing‘. Diese Alpenüberquerung wird mit der sich bereits in Planung befindenden weiteren 3S-Bahn zwischen Testa Grigia und dem Klein Matterhorn ermöglicht. In einem zweiten Schritt beabsichtigen unsere italienischen Partner mit zwei Bahnen das Skigebiet Zermatt – Cervinia – Valtourneneche mit demjenigen von Val d’Ayas – Alagna – Gressoney zu verbinden (Monte Rosa Ski). Mit zusätzlichen 180 km Skipisten und damit insgesamt 540 km Pistenvergnügen würden wir über eines der grössten Skigebiete der Welt verfügen“.

Wer Höhen nicht mag, steigt wohl lieber nicht ein © Marc Kronig
Wer Höhen nicht mag, steigt wohl lieber nicht ein © Marc Kronig

Das Klein Matterhorn ist Teil des ganzjährig geöffneten Skigebiets von Zermatt. Das Sommerskigebiet ist das größte und höchstgelegene seiner Art in Europa. Das „Matterhorn Glacier Paradise“ erreicht man nach einer rund 40 minütigen Gondelfahrt ab Zermatt, Berg- und Talfahrt gibt es ab 95 Franken (rund 83 Euro).

Servus TV begleitete die Bauarbeiten und ehe die Dokumentation ausgestrahlt wird, gibt es einen ausführlichen Trailer: