Pistentiger

Tiroler Ski der Marke Eigenbau

Michael Freymann ist "gelernter Skifahrer" © Spurart
Michael Freymann ist "gelernter Skifahrer" © Spurart

Bei SPURart in Innsbruck kann jeder seine Ski und Snowboards selbst entwerfen und bauen. Dazu braucht es ein wenig Geschick und ein Wochenende Zeit. 

„Otto Normalskifahrer“ mag sich wundern. Warum sollte sich jemand seine Latten selbst bauen wollen? Für gewöhnlich bastelt auch (fast) keiner seinen Tennis- oder Golfschläger und ebenso wenig sein Fahr- oder Motorrad selbst. Aber zwei findige Freunde waren sich vor fast einem Jahrzehnt einer Sache bewusst: „Wenn wir eine Chance haben wollen, dann müssen wir eine Nische finden und etwas Spezielles anbieten“, erinnert sich Michael Freymann. Damals hatte der gebürtige Bayer gerade sein BWL-Studium beendet und sich den Kopf darüber zerbrochen, wie es denn weitergehen sollte …

„Dann hab ich ein Unternehmen kennengelernt, das Ähnliches angeboten hat und mir gedacht, so etwas sei für Innsbruck, dieser Wintersportmetropole, perfekt. Heute, neun Jahre später, entspricht SPURart noch immer ziemlich genau jenen Vorstellungen, die Michael Freymann und Partner Peter Pfeifer damals hatten: „Unsere Idee war es von vornherein Workshops anzubieten, in denen man seine Ski und Snowboards selbst bauen kann. Am Anfang hab ich mich auch gefragt, wer so etwas wollen könnte, aber das Interesse hab ich unterschätzt“, erzählt Michael Freymann. „Wie ein Ski aufgebaut ist, weiß kaum jemand und es gibt relativ viele, die gerne die Hintergründe kapieren wollen.“

Gelernt hat er das Handwerk des Skibauers nicht, es sei „learning by doing“ gewesen. Aber mit einem Schmunzeln hält er fest: „Ich bin gelernter Skifahrer!“ Denn einstmals fuhr der heute 41-Jährige nicht nur Rennen, sondern er war auch jahrelang Skitester: „Ideal ist ein Sandwich-Ski mit einem ganz einfachen Aufbau“, macht er aus seinem Lieblingsmodell (?) kein Geheimnis. Und so schwierig sei es für Peter Pfeifer und ihn auch gar nicht gewesen, ihre ersten Ski zu bauen: „Es geht es in erster Linie um die Rezeptur. Die muss man zwar erst einmal herausfinden, aber sie muss nicht jedes Jahr neu erfunden werden.“

Im Angebot hat SPURart im Prinzip alle gängigen Modelle für Pistenästheten mit Hang zum Handwerk: von Race Carver über Powder und Allmountain Ski bis hin zum Tourenequipment. Scheu davor, in der Werkstatt in Innsbruck Hötting zu scheitern, brauche niemand zu haben: „Unsere Prozesse – vom Fräsen über Kleben bis zum Sägen und Schleifen – sind so optimiert, dass es jeder schafft und jeder Ski gut wird“, ist Michael Freymann überzeugt. Nach einem ausführlichen Beratungsgespräch sind nur ein freies Wochenende mitzubringen, denn seine Skier bastelt man Samstag und Sonntag. An die Shape-Liste brauchen sich die Kunden freilich nicht zu halten: „Der Ski kann auch ganz individuell konzipiert werden, bis hin zum Design.“

SPURart würde einem seinen Wunschski auch ohne Zutun von Kundenseite bauen, das wünscht aber nur jeder Vierte: „Rund 75 Prozent bauen sich ihre Ski bei uns selbst.“ Die Workshops laufen von September bis April an jedem Wochenende mit maximal acht Teilnehmern. Und da kommt es teilweise schon zu rührenden Szenen: „Es hat schon ältere Herren gegeben, die Tränen in den Augen gehabt haben, als der Ski fertig war“, erzählt Michael Freymann, der mit seinem Partner von SPURart gut leben kann: „Ich führe zwar kein Leben in Saus und Braus, aber dafür gehe ich jeden Tag Ski fahren“, zeigt sich der Tüftler rundum zufrieden.

850 Euro kostet ein Paar mindestens und dafür hält man letztendlich ein handgefertigtes Unikat in den Händen. Eigentlich fast zu schade für die Pisten. Details hier.