Rund um den Weltcup

Mit WM-Medaille zur Akademikerin

Viktoria Rebensburg beim "Round-Table-Interview" © Skiing Penguin
Viktoria Rebensburg beim "Round-Table-Interview" © Skiing Penguin

Als doppelte Titelverteidigerin geht Viktoria Rebensburg (29) am Samstag in die neue Weltcupsaison. In der Vorsaison gewann sie die Riesentorlaufkugel sowie den Auftakt in Sölden. Heuer hat sie drei Ziele: Kugel, WM-Medaille und den Abschluss ihres Studiums. 

Frau Rebensburg, Sie haben den Riesentorlauf in Sölden 2010 und 2017 gewonnen, außerdem sind Sie im RTL-Weltcup Titelverteidigerin. Spüren Sie so kurz vor dem Saisonstart auf dem Rettenbachferner schon den Druck?
VIKTORIA REBENSBURG: Sölden ist grundsätzlich immer ein spezielles Rennen. Es ist ein richtiger Knaller zum Auftakt – angefangen von der Piste, die ein große Challenge ist, bis hin zum großen Publikumszuspruch der im positiven Sinne skiverrückten Österreicher. Druck ist für mich nichts Neues und ich habe meine eigenen Ziele – auf diese konzentriere ich mich und deshalb lasse ich mich nicht ablenken.

Was sind Ihre Zielsetzungen für das erste Rennen der Saison?
VIKTORIA REBENSBURG: Ich bin kein Mensch, der sich nur auf Ergebnisse festlegt und sich nur daran messen lassen will. Für mich ist viel wichtiger, was vom Start bis ins Ziel passiert. Wie fahre ich Ski und was habe ich von meinen Vorhaben umgesetzt? Perfektion vom Start bis ins Ziel – das ist mein Anspruch. Wenn ich richtig cool da runterfahre, dann bin ich zufrieden.

 

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Was haben Sie im Sommer eigentlich gemacht, abgesehen davon zu trainieren? 
VIKTORIA REBENSBURG: Ich habe bei meinem Studium ein bissl mehr Gas gegeben, weil ich leider schon lange studiere. Die Höchststudiendauer kommt immer näher und nächstes Jahr muss ich fertig werden – und das möchte ich auch, damit ich das für mich abschließen kann. (Anmerkung: Die 29-Jährige hat nach den Olympischen Spielen 2010 an der Fachhochschule Erding ein Sportmanagement-Studium begonnen).

Wieviel fehlt Ihnen noch bis zum Abschluss?
VIKTORIA REBENSBURG: Nicht mehr viel. Im Winter schreibe ich eine Seminardokumentation, die etwas länger ist. Dann sind es im Sommer noch zwei Fächer und die Bachelorarbeit. Also es hält sich eigentlich in Grenzen, aber die letzten Winter habe ich nicht so viel schaffen können, weil mein Sport natürlich im Mittelpunkt steht.

Wann finden Sie eigentlich Zeit und vor allem Lust, sich mitten in der Weltcupsaison zu Ihren Unterlagen zu setzen? 
VIKTORIA REBENSBURG: Das frage ich mich manchmal auch. Aber irgendwie schaffe ich es. Sobald man eine Gliederung hat und weiß, was die Aufgabe ist, sind 15- bis 20-seitige Arbeiten letztlich ja schnell geschrieben. Die meiste Zeit finde ich aber meistens erst am Ende der Saison.

Wer studiert, scheint auch an das Leben nach der Karriere zu denken. Stimmt das?
VIKTORIA REBENSBURG: Würde ich schon einen konkreten Plan vorlegen können, was ich nach der Karriere mache, wäre ich fehl am Platz. Dann hätte ich schon aufhören müssen. Es gibt grundsätzliche Überlegungen, aber nichts Konkretes. Und das zeigt mir, dass ich definitiv noch das Richtige tue und es mir richtig viel Spaß macht. Die nächsten Jahre mache ich mir keine Gedanken über ein Karriereende.

Können Sie sich vorstellen, dass Sie nach der Karriere ein Betätigungsfeld finden, dass Sie so glücklich wie der Skisport macht, aber nichts damit zu tun hat?
VIKTORIA REBENSBURG: Das kann ich noch nicht sagen, weil ich mich jetzt noch auf meinen Sport konzentriere. Aber vorstellen kann ich es mir – ehrlich gesagt – nicht. Dazu bin ich im Herzen zu sehr Skifahrerin und Sportlerin – davon werde ich wohl nie wegkommen. Und sei es „nur“ als größter Fan.

Sie fahren Riesenslalom, Super-G und Abfahrt. In welcher Disziplin haben Sie derzeit das beste Gefühl?
VIKTORIA REBENSBURG: Es ist schon der Riesenslalom. Das ist auch meine Basis und meine Konstante, die für die Speed-Disziplinen wichtig ist. Denn wenn mir der Schwung im Riesenslalom schwieriger von der Hand geht, wird es automatisch auch im Speed-Bereich schwieriger.

Was sind Ihre Ziele für die neue Saison?
VIKTORIA REBENSBURG: Mein oberstes Ziel ist es, die Kugel im Riesenslalom zu verteidigen. Im Super-G will ich vorne mit dabei sein und bei der WM in Åre möchte ich definitiv eine Medaille gewinnen.

Sie genießen eine Ausnahmestellung im deutschen Damenteam, nicht nur weil Sie Technik und Speed fahren, sondern auch wegen der „gähnenden Leere“ hinter Ihnen, wie es Cheftrainer Jürgen Graller beim Medientag Ende September eingestehen musste. Wie geht es Ihnen damit? 
VIKTORIA REBENSBURG: Das ist nichts Neues. Leider. Wobei man festhalten muss, dass man letzte Saison speziell im Speedteam gemerkt hat, dass die Tendenz nach oben geht. Kira Weidle, Patrizia Dorsch und Michaela Wenig haben gute Ergebnisse gezeigt. Es geht in die richtige Richtung und ich hoffe, der positive Trend setzt sich fort.

Also wenn der Cheftrainer sagt, hinter Ihnen sei „gähnende Leere“, dann ist das nichts, was Sie belastet oder nachdenklich stimmt?
VIKTORIA REBENSBURG: Unsere Sportart hat schon eine spezielle Konstellation: Man trainiert in der Gruppe, aber fährt für sich alleine. Wenn ich am Start stehe, denke ich in erster Linie an mich. Wenn ich im Ziel bin, hoffe ich natürlich, dass auch die anderen schnell sind. Es ist ein Einzelsport und es ist mir schon wichtig, dass in unserem Team etwas weiter geht. Aber es ist nicht meine Aufgabe, dafür sind andere da.