Rund um den Weltcup

„Ich möchte den Gesamtweltcup gewinnen“

Nadine Fest startet in die zweite Weltcupsaison © Facebook / Fest
Nadine Fest startet in die zweite Weltcupsaison © Facebook / Fest

Mit dem Super-G in Lake Louise startet die Kärntnerin Nadine Fest am 2. Dezember in ihre zweite Weltcupsaison. Damit hat sich die 20-Jährige einen Kindheitstraum bereits erfüllt. Nun will sie sich etablieren, 2019 an der WM in Åre teilnehmen und als großes Ziel den Gesamtweltcup anpeilen.  

Der Saisonauftakt verlief für Nadine Fest anders als erwartet. Schienbeinschmerzen aufgrund einer Beinhautreizung haben die Kärntnerin gezwungen, den Riesentorlauf in Sölden Ende Oktober auszulassen. Die Zeit fern des Schnees nützte die 20-Jährige, um ihre Ausdauer zu trainieren und das scheint Früchte getragen zu haben: „In Sachen Kondition bin ich sicher einen Schritt weiter als in der letzten Saison“, sagt die Arriacherin vom SC Gerlitzen im Interview.  Um das verpasste Schneetraining wieder aufzuholen, verzichtete Nadine Fest auch auf ein Antreten in Riesenslalom von Killington am 27. November und startet nun an diesem Wochenende in Lake Louise in ihre zweite Weltcupsaison. Auf den Super-G am 2. Dezember um 19 Uhr (mitteleuropäischer Zeit) bereitete sie sich mit der Teilnahme an allen drei Abfahrtstrainingsläufen vor.

Gehen wir davon aus, dass die Gesundheit mitspielt: Wie sehen Ihre Ziele für die Saison aus?
NADINE FEST: Mein größtes Ziel ist es, bei der WM in Åre in zwei bis drei Disziplinen starten zu können. Super-G und Kombination sind die Ziele, die ich mir selber setze. Alles, was noch dazukommt, wäre eine Draufgabe. Ansonsten möchte ich mich heuer im Weltcup etablieren. Das habe ich letztes Jahr fast ein wenig übersehen, da ich viel zwischen Europacup und Weltcup gewechselt bin.

Lassen Sie den Europacup heuer ganz aus oder reduzieren Sie Ihre Starts nur?
NADINE FEST: Auf alle Fälle reduzieren. Was sich ergibt, ergibt sich.

Wie groß ist eigentlich der Unterschied zwischen Europacup, der zweiten Liga, und Weltcup, der ersten Liga?
NADINE FEST: Im Endeffekt ist es so, dass du so schnell wie möglich von A nach B kommen musst – das ist überall gleich. Aber der „Audi-Bogen“ im Ziel macht es nicht leichter, das muss ich schon ehrlich zugeben. Ich habe mir bei meinen ersten Rennen im Weltcup schon sehr, sehr schwergetan.

Warum?
NADINE FEST: Es war der Druck, aber der, den du dir selbst machst. Mag das Niveau im Weltcup auch viel höher sein, schwieriger Ski zu fahren ist es nicht. Aber zusätzlich auch den Schalter im Kopf umzulegen, ist das schwierigste an diesem Sport.

Was macht den Weltcup zu Beginn zu einer solchen Herausforderung für die Psyche? Sind es die vielen Zuseher, ist es die plötzliche Aufmerksamkeit der Medien, habt ihr zu hohe Erwartungen an euch?
NADINE FEST: Es sind viele Faktoren und der Rummel durch die Menschen um uns herum ist sicher einer davon. Im Europacup stehen höchstens die Eltern der Läufer im Ziel. Für mich persönlich ist schon das Starthaus im Weltcup eine andere Welt. Du stehst in diesem Starthaus und weißt, du musst Leistung bringen, denn du hast die Chance Weltcup zu fahren. Auf der anderen Seite ist es aber ein Skirennen wie jedes andere auch. Das Schwierigste ist es, mit dem Druck, den du dir selbst machst, klarzukommen.

Was machen Sie, um mit dem Druck besser umzugehen? Haben Sie einen Mentaltrainer?
NADINE FEST: Das macht jeder anders. Ich habe gerne meine Familie um mich und ich rede brutal gern mit meinem Bruder Gunnar. Zu ihm kann ich immer kommen und er ist immer für mich da.

Aber Ihr Bruder kann Sie ja nicht die ganze Saison begleiten?
NADINE FEST: Zum Glück gibt es ein Handy und ich telefoniere gerne mit ihm einen Tag vor dem Rennen oder am Renntag selbst. Und wenn es auch nur ein paar Worte sind, die wir miteinander wechseln.

Leben Sie mit dem Eintritt in den Weltcup eigentlich einen Traum, das Hobby zum Beruf gemacht zu haben oder ist es gar nicht so märchenhaft?
NADINE FEST: Ich habe von klein auf davon geträumt, im Weltcup mit bzw. gegen meine Vorbilder zu fahren und das hab ich geschafft. Das Hobby zum Beruf gemacht zu haben, ist ein unglaubliches Privileg.

Welches Ihrer Vorbilder fährt noch im Weltcup?
NADINE FEST: Als ich noch Kinderrennen gefahren bin, war ich schon ein großer Fan von Lindsey Vonn und es ist schon super, dass ich mich mit ihr auch heuer noch messen kann. Gegen meine anderen Vorbilder Tina Maze und Anja Pärson kann ich leider nicht mehr fahren.

Jetzt, wo Sie mit Lindsey Vonn in derselben Liga fahren, würden Sie trotzdem noch zu ihr hingehen und um ein Foto mit ihr zu bitten?
NADINE FEST: Sie ist noch immer ein Vorbild für mich und ich würde sofort zu ihr hingehen und fragen, ob wir ein Foto machen können – ganz egal ob ich Europacup oder Weltcup fahre. Noch hab ich mich aber nicht getraut. Ihr live zusehen zu können und gegen sie fahren zu können, ist aber schon unglaublich schön.

Welchen sportlichen Traum möchten Sie im Laufe Ihrer Karriere verwirklichen?
NADINE FEST: In erster Linie möchte ich den Gesamtweltcup gewinnen. Dieser Titel zeichnet eine komplette Skifahrerin aus, eine, die mehrere Disziplinen richtig gut fahren kann. Der Gesamtweltcup ist für mich sogar eine winzige Nuance größer als der Olympiasieg.

Gibt es Lieblingsstrecken im Welt- und oder Europacup?
NADINE FEST: Sehr oft und gerne gefahren bin ich in Crans-Montana. Und noch immer sehr gerne mag ich Cortina. Dort, wo ich im Jänner im Super-G gestürzt bin. Aber ich finde die Strecke richtig cool und die möchte ich noch bezwingen.

Apropos Sturz. Welche Rolle spielt Angst in Ihrem Beruf?
NADINE FEST: Gesunder Respekt sollte vorhanden sein. Aber sobald man Angst hat, bleibt man besser im Starthaus stehen. Angst ist kein Thema und hat in dem Sport auch keinen Platz.