Rund um den Weltcup

Kitzbühels neuer Rennchef und die „Unbeschreiblichkeit“

Rennleiter Mario Mittermayer-Weinhandl am Fuße "seiner" Streif © Skiing Penguin
Rennleiter Mario Mittermayer-Weinhandl am Fuße "seiner" Streif © Skiing Penguin

Der gebürtige Kitzbüheler Mario Mittermayer-Weinhandl ist neuer Rennchef der Hahnenkammrennen. Was ihm diese Aufgabe bedeutet und was ein Rennchef überhaupt zu tun hat, hat uns der 45-Jährige im Interview erzählt.

Nach Toni Sailer, Peter Obernauer und Axel Naglich tritt heuer Mario Mittermayer-Weinhandl erstmals die Position des Rennchefs der Hahnenkammrennen an. In den vergangenen Jahren war er bereits für die Leitung der Mannschaft für den Slalom-Hang zuständig. Die heurigen 79. Hahnenkammrennen mit Super-G, Abfahrt, Slalom und einer Europacup-Abfahrt liegen nun zur Gänze in seiner Verantwortung. Im Zuge der FIS-Inspektion vor der Rennwoche baten wir Mario Mittermayer-Weinhandl zum Interview. 

Herr Mittermayer-Weinhandl, was genau macht eigentlich ein Rennleiter?
MARIO MITTERMAYER-WEINHANDL: Grundsätzlich ist man als Rennleiter für die Strecke, die Sicherheit und technische Aufbauten verantwortlich und zusammen mit dem Technischen Delegierten der FIS leitet der Rennleiter die Mannschaftsführersitzungen. So ist das bei kleineren Events. Hier beim Hahnenkammrennen ist es natürlich so, dass ich auch am Berg unterwegs bin und immer schaue, wie es wo läuft. Braucht irgendwer etwas, dann bin ich die Schnittstelle und gebe das weiter, um kurze Wege zu ermöglichen. Die Mannschaften, die oben am Berg arbeiten, können ja nicht immer ins Büro laufen. Natürlich haben wir beim Hahnenkammrennen unglaublich gute und erfahrene Teams am Berg, wie Herbert Hauser, Thomas Voithofer oder Stefan Lindner, die einen sauguten Job machen. Ich schaue einfach, dass alles passt, gebe Gedanken zum Pistenbau weiter und so reden wir uns zusammen. 

Was macht der Rennleiter während dem Rennen? Hat er einen fixen Posten?
MARIO MITTERMAYER-WEINHANDL: Der Rennleiter hat einen fixen Punkt, an dem er sich aufhält. Die Jury teilt sich auf der ganzen Strecke auf, damit die einzelnen Abschnitte abgedeckt sind. Soweit ich weiß, ist Markus Waldner immer ganz oben bei der Mausefalle. Dann übernehme ich die Position, die mein Vorgänger Axel Naglich hatte, und zwar bei der Querfahrt direkt an der Piste. Dann habe ich die Hausbergkante und die Traverse im Blick und bin für diesen Bereich zuständig.


Welche Qualifikationen sollte man mitbringen, um Rennleiter zu werden? 
MARIO MITTERMAYER-WEINHANDL: Qualifiziert hat mich, dass ich aus dem Trainergeschäft komme. Ich war jahrelang in Kitzbühel Trainer, habe später für den Deutschen Skiverband gearbeitet und zuletzt als Privattrainer von Linus Strasser. Somit kenne ich das Geschäft von dieser Seite, kenne selbst sehr viele Trainer und die Herren von der FIS schon jahrelang und habe auch Erfahrung mit dem Pistenbau, denn als Weltcup-Trainer macht man sehr viele. Hinzu kommt, dass ich in den letzten Jahren schon im OK-Team vom Hahnenkammrennen war und die Slalom-Mannschaft geleitet habe. So kenne ich die Abläufe schon. 

Wie war das in Ihrem Fall? Haben Sie sich um die Stelle beworben?
MARIO MITTERMAYER-WEINHANDL: In diesem Fall hat Michael Huber, der Präsident des Kitzbüheler Skiclubs, den Personalwechsel vorerst einmal für sich entschieden und mich Ende August gefragt, ob ich den Rennchef machen möchte. Daraus sind weitere Gespräche entstanden, denn es sind noch andere Herren zur Wahl gestanden. Jetzt ehrt es mich brutal, dass ich das machen darf. 

Wie geht es Ihnen mit der Verantwortung? Schon nervös? 
MARIO MITTERMAYER-WEINHANDL: Die Nervosität wird sicher kommen, weil ich in einer neuen Situation bin. Ich habe eine ganz andere Verantwortung und mit der Hoffnung, dass alles gut läuft, geht auch die Nervosität einher. Ansonsten weiß ich, dass hier richtig gute Leute am Werk sind, von der FIS, unser OK, die Bergbahn usw. Die lassen einen bisschen ruhiger schlafen, als wenn ich das allein schultern müsste. 

Den Traum von Ihrer eigenen Skikarriere haben Sie früh begraben müssen …
MARIO MITTERMAYER-WEINHANDL: Von Kindesbeinen an habe ich davon geträumt, Abfahrer zu werden. Bis zu meinem 19. Lebensjahr konnte ich nicht einmal richtig Kurven fahren, weil ich überall nur gerade runtergefahren bin. Ich wollte immer zum Skiclub gehen, aber vom Elternhaus her ging das nicht. Zwei, drei Paar Ski, die man im Winter braucht, das war einfach nicht möglich. So habe ich dann auf dem Trainerweg meine Träume gelebt. Es ist für mich ganz schwer in Worte zu fassen, was es für mich bedeutet, diese Position hier in Kitzbühel ausüben zu dürfen. 

Im Vorfeld haben Sie auch Ihren Vorgänger, Axel Naglich, getroffen. Warum?
MARIO MITTERMAYER-WEINHANDL: Es war mir sehr wichtig mit Axel zu sprechen, bevor das ganze öffentlich gemacht wird. In erster Linie ging es mir um ein Gespräch zwischen uns beiden, weil wir uns schon sehr lange kennen. Auch nach der offiziellen Bekanntgabe von Seiten des KSC war mir einfach sehr wichtig, dass es weiterhin zwischen uns persönlich passt.

Es wurde kolportiert, Axel Naglich hätte extreme Ideen gehabt, um das Hahnenkammrennen zu modernisieren. Dem Präsidenten des KSC seien die ein bisschen zu extrem gewesen. Dann hat man sich für Sie als neuen Rennleiter entschieden. Sind Sie eher ein Bewahrer des Bewährten, oder ist das falsch wiedergegeben worden?
MARIO MITTERMAYER-WEINHANDL: Dazu kann ich nichts genaueres sagen, denn was der Axel geplant hat, wurde im Vorstand besprochen und damals war ich noch kein Mitglied. Axel ist definitiv ein sehr kreativer Kopf. Einige seiner Idee sollte man sehr wohl weiterverfolgen, aber alles im Rahmen des Machbaren. Als Bewahrer des Traditionellen sehe ich mich aber nicht, weil die Zeit weitergeht und sich auch ein Hahnenkammrennen weiterentwickeln muss. Das hat es schließlich immer gemacht. Daher muss man immer über den Tellerrand hinausschauen und immer wieder Nuancen verändern und verbessern. Da bin ich auch einer, der dafür offen ist. 

Wie ausfüllend ist die Aufgabe als Rennleiter und ab wann wird sie zum Vollzeitjob?
MARIO MITTERMAYER-WEINHANDL: Ich kann nur für mich sprechen, weil ich nicht weiß, wie es meine Vorgänger gemacht haben. Mir war von Anfang an sehr wichtig, dass ich bei vielen Angelegenheiten involviert bin. Zum Beispiel wollte ich im Herbst schon dabei sein, wenn die A-Netze aufgehängt werden. Bei der Präparation bin ich auch von Anfang am Berg gewesen, habe mir das genau angeschaut und mitgeholfen. Ich will einfach über das ganze Bescheid wissen und dabei sein, denn letztendlich bin ich auch Handwerker und das Hand anlegen liegt mir im Blut. So gesehen ist der Job also schon zeitintensiv und ich bin viel unterwegs. Aber so ein richtiger Fulltimejob ist es zwischen dem Freitag, an dem der Europacuptross anrückte, und dem Slalom-Sonntag.

Zur Person

Mario Mittermayer-Weinhandl ist in Reith bei Kitzbühel aufgewachsen. Obwohl er Abfahrer werden wollte, hat es mit der Skikarriere zunächst nicht geklappt. Über einen Ausflug zum Eishockey (auch in die Nationalliga) führte ihn sein Weg über die Skilehrer- und Trainerausbildung als Kinder- und Schülertrainer zum Kitzbüheler Skiclub. 2004 wechselte er zum Deutschen Skiverband, wo er die FIS- und Europacup-Damen und später die Weltcup-Herren gecoacht hat. Anschließend hat Mittermayer-Weinhandl den deutschen Techniker Linus Strasser von 2009 bis 2015 als Privattrainer betreut, den er noch von seiner Zeit im KSC kennt. 

Die Leidenschaft für das Radfahren begleitet den Kitzbüheler ebenfalls seit Kindestagen. Als gelernter Zimmerer arbeitete er als Mechaniker in einem Radladen und fuhr auch selbst Rennen. 2009 eröffnete Mittermayer-Weinhandl seinen eigenen Radladen in Aschau im Chiemgau, wo er auch mit seiner Familie lebt.